Wie wurde dieser Super-Experte entwickelt? «Die Grundlage jeder künstlichen Intelligenz bilden annotierte Daten», betont Schmid. Das Projektteam aus Mitarbeitenden vom CSEM und Gübelin konnte für dieses Projekt auf einen regelrechten «Datenschatz» zurückgreifen: Das Datenregister umfasste die umfassenden Analysen von Zehntausenden von Kunden-Edelsteinen, die das gemmologische Labor von Gübelin seit den 1970er Jahren analysiert. Diese wurden mit den Ergebnissen der einzigartigen Gübelin Referenzsteinsammlung angereichert, die über 28 000 Edelsteine aus allen kommerziell relevanten Minen weltweit umfasst. «Unsere Anwendung ist dadurch in der Lage die optischen Spektralanalysen zusammen mit chemischen Merkmalen in einer grossen künstlichen Intelligenz zu kombinieren», erklärt Schmid. Auf diese Weise lässt sich sowohl die Herkunft eines Edelsteins exakt bestimmen, sowie eine allfällige Hitzebehandlung. Diese beiden Faktoren haben einen starken Einfluss auf den Wert eines Steins.
Weil die im Projekt verwendete Technologie weltweit eine neue Innovation darstellt und ein weitreichendes Anwendungspotenzial aufweist, wurde «Gemtelligence» als offizielles Innosuisse-Projekt vom Bund gefördert. Vergleichbare Ansätze könnten die medizinische Diagnostik voranbringen sowie Produkte in der Industrie dank 100%-Qualitätskontrolle sicherer machen. Und auch für die Forschenden des CSEM hielt das Projekt spannende Erkenntnisse bereit: «Es zeigte klar auf, dass es nicht genügt, einfach ungefilterte Datensätze mit einer KI zu verbinden», resümiert Philipp Schmid. Erst wenn Daten mit wichtigen Zusatzinformationen versehen werden, wie Erfahrungswerte von menschlichen Experten, könne man die Ground Truth – die grundlegende Wahrheit – digital abbilden und nutzen. «Alles andere ist, und bleibt leider, vor allem Datenmüll.»