Jens Krauss, Ihr Puls schlug bestimmt höher, als Sie erfahren haben, dass Ihr Vorhaben vom Grossen Rat des Kantons Bern genehmigt wurde?
(lacht). Ja, zusammen mit allen Beteiligten haben wir uns wirklich sehr über das gute Resultat (92 Ja-Stimmen, 33 Nein-Stimmen und 9 Enthaltungen) gefreut!
Erzählen Sie, wie es zu dieser Abstimmung gekommen ist.
CSEM arbeitet schon seit ein paar Jahren erfolgreich mit verschiedenen Universitätskliniken in der Schweiz zusammen, unter anderem auch mit dem Inselspital, Universitätsspital Bern. Der Kanton Bern hat das Potential der Vertiefung dieser Zusammenarbeit erkannt. Eine auf digitale Gesundheit fokussierte CSEM-Abteilung in Bern ist ein weiterer Schritt in der Strategie des Kantons, Bern als internationalen MedTech Hub zu etablieren.
Was bringt CSEM ergänzend in das bestehende Innovations-Ökosystem von Bern ein?
Die Kompetenzen von CSEM sind die ideale Ergänzung zu der bereits bestehenden Expertise der Universität Bern und des Inselspital, Universitätsspitals Bern. Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung und Konstruktion von Sensorsystemen für medizinische Wearables, Miniaturisierung, Drahtlosverbindungen und ASIC-Design mit extrem niedrigem Stromverbrauch. Konkret untersuchen wir in Bern, ob und wie wir unsere patentierte Technologie der "kooperativen Sensoren" für eine moderne, komfortable und kontinuierliche medizinischen Betreuung eingesetzt werden kann.
CSEM hat den Auftrag, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz durch die Entwicklung von Patenten sowie technischen Lösungen und deren Überführung in die Industrie zu stärken. Wir werden in Bern das hochkarätige Fachwissen aller Partner zum Vorteil hiesiger Industriebetriebe und Start-Ups bündeln. Aus der Kombination aller Kompetenzen werden marktfähige MedTech Produkte entstehen, die rasch auf ihre Industrietauglichkeit getestet und zeitnah lanciert werden können.
Was sind konkrete Beispiele der bisherigen Zusammenarbeit?
Wir haben bereits eine lange Liste von Projekten mit den Labors der Partner-Institute am Inselspital, Universitätsspital Bern (Universitätskliniken für Frauenheilkunde, für Neurologie sowie für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus). Dazu gehören zum Beispiel unsere beiden jüngsten Projekte, die wir in Zusammenarbeit mit dem Inselspital, Universitätsspital Bern realisiert haben: das erste ermöglicht das Monitoring von Schwangeren und ihren Babys vor und während der Geburt durch ein leichtes, tragbares Elektroden-Bauchband (mehr dazu). Und das zweite erlaubt die kontinuierliche Tag- und Nacht-Überwachung von Menschen mit Epilepsie mittels zwei federleichter Systeme. Tagsüber können die Überwachungs-Elektroden diskret an einer Brille getragen werden, nachts wird das Monitoring-System in einem Kopfband integriert (mehr dazu).
Ein weiteres, gutes Beispiel für die Komplementarität unter allen Partnern ist das Berner MedTech-Startup machineMD . Dieser Spin-Off des Inselspital, Universitätsspitals Bern nutzt eine Virtual-Reality-Brille für eine vollständige, standardisierte neuro-ophthalmologische Untersuchung mit dem Ziel, die Diagnose und Überwachung neurologischer Erkrankungen zu verbessern (Bericht SRF.ch). An der Entwicklung beteiligt waren Spezialisten und Expertinnen der Berner Fachhochschule, der Universität Bern, des Inselspitals und von CSEM.
Der Entscheid ist gefallen – welches sind die nächsten Schritte?
Wir gehen davon aus, dass wir zahlreiche weitere gemeinsame Projekte durchführen werden: als erstes werden wir zusammen mit der Universität Bern und dem Inselspital, Universitätsspital Bern einen konkreten Fahrplan für die nächsten drei Jahre aufstellen. Um erfolgreich zu sein, werden wir mittelfristig auch personell wachsen. Vorgesehen ist ein Team von rund 60 Kollegen und Kolleginnen bis 2026.