20. Januar 2025

Die nächste Revolution der Medikamentenentwicklung kommt aus der Zentralschweiz

Mit dem ACCELERATE-Programm fördert CSEM unternehmerische Innovation in der Schweiz. Eines der geförderten Start-ups bezieht nun Büros im Technopark Luzern: Dort nehmen die Verantwortlichen von Visienco den finalen Feinschliff an einem Gerät vor, das die Entwicklung von Medikamenten für immer verändern wird. Der Schlüssel dazu liegt in der Nutzung von «Mini-Organen».

Lucie Jandet, Edwige Guinet and Jonas Goldowsky, co-founders of Visienco
© CSEM - Das Team von Visienco, bestehend aus Lucie Jandet, Edwige Guinet und Jonas Goldowsky, im Technopark Luzern: Hier arbeiten sie daran, mit ihrer Technologie die Effizienz und Präzision in der Medikamentenentwicklung zu verbessern – ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Forschung.

Interview mit

Lucie Jandet from Visiencodots
Lucie Jandet

Co-Founder & COO, Visienco

Nach drei Jahren bei CSEM bringt sie mit der Gründung von Visienco innovative Technologien aus der Forschung in die Wirtschaft und setzt neue Massstäbe in der Medikamentenentwicklung.

Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerative Krankheiten – dies sind nur einige der dringenden Gesundheitsprobleme, die die moderne Medizin zu bewältigen versucht. Obwohl bahnbrechende Behandlungen Millionen von Menschen Hoffnung gebracht haben, sind ihre Entwicklung oft stark von Tierversuchen abhängig und mit arbeitsintensiven Produktionsprozessen verbunden. Genau hier setzt Visienco an.

Lucie Jandet, Ihr Start-up Visienco wird künftig von Luzern aus operieren. Erzählen Sie uns mehr über das Unternehmen.

Meine beiden Mitbegründer und ich haben Visienco mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Art und Weise, wie Medikamente entwickelt werden, grundlegend zu verändern. Zu diesem Zweck haben wir eine automatisierte Technologie zur Sortierung von «Organoiden» entwickelt. Bei diesen handelt es sich sozusagen um Mini-Nachbildungen von Organen wie Augen oder Leber. Diese «Mini-Organe» werden genutzt, um neue Medikamente zu testen und dadurch den Bedarf an Tierversuchen erheblich zu reduzieren. Unsere Technologie zielt darauf ab, den hierfür notwendigen Prozess in seiner Gesamtheit zu standardisieren und effizienter zu gestalten.

Und wie gelingt das Ihrer Technologie?
Unsere Technologie basiert auf einer langjährigen Expertise in der Organoid-Technologie, kombiniert mit fortschrittlicher Optik und Mikrosystemen. In vielen Laboren ist die Sortierung von Organoiden noch immer ein manueller Prozess. Das bedeutet, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler enorm viel Zeit mit Mikroskopen, Pipetten und Handbüchern verbringen, um die Organoide zu präparieren und anschliessend zu analysieren. Das ist hochgradig ineffizient und wenig präzise. Unsere Technologie automatisiert diese Prozesse: Die Petrischalen mit den verschiedenen Organoid-Kulturen werden durch unser System sortiert– schnell, genau und skalierbar. Das spart nicht nur Zeit, sondern liefert auch konsistentere Ergebnisse.

Welche Herausforderungen stehen bei der Entwicklung Ihrer Technologie im Fokus?
Die grösste Hürde für uns bestand darin, eine Lösung zu entwickeln, die für die unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden geeignet ist: Organoide von Augen unterscheiden sich beispielsweise stark von solchen von Gehirnen. Unser System muss also flexibel genug sein, um diese Vielfalt abzudecken. Gleichzeitig wollen wir den Arbeitsablauf der Kunden so nahtlos wie möglich in unsere Technologie integrieren.

Ihr Projekt wurde vom CSEM in Alpnach unterstützt. Welche Rolle spielte CSEM bei Ihrer Entwicklung?
Die Zusammenarbeit mit CSEM war für uns essenziell. Wir konnten von der Expertise in den verschiedensten Fachdisziplinen wie der Organoid-Technologie sowie bei der Optik und Mikroelektronik enorm profitieren. Zudem hat uns CSEM mit potenziellen Partnern und Kunden vernetzt, was für ein Start-up von unschätzbarem Wert ist.

Auch für mich persönlich war die Zeit bei CSEM eine grossartige Lernerfahrung. Die Vielfalt der Projekte und der Austausch mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Bereiche haben mich inspiriert und weitergebracht.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Ihr Unternehmen in Luzern anzusiedeln?
Die Nähe zur Region war durch unsere langjährige Arbeit am CSEM Alpnach bereits gegeben und durch das Zentralschweizer Start-up-Förderprogramm «Zünder» hatten wir hier bereits ein starkes Netzwerk geknüpft. Der Technopark Luzern bietet uns jetzt die perfekte Umgebung, um unser Produkt weiterzuentwickeln – mit Zugang zu anderen Start-ups, Expertinnen und Experten sowie Ressourcen. Und dass die Zentralschweiz einfach ein wunderschöner Ort zum Leben und Arbeiten ist, kommt uns ebenfalls gelegen (lacht).

Wie sehen Ihre nächsten Schritte für Visienco aus?
Wir planen, unser Produkt in den nächsten sechs Monaten offiziell auf den Markt zu bringen. Unsere ersten Kunden werden voraussichtlich aus dem Medtech- und Life-Sciences-Hotspot Basel stammen. Doch wir dürfen uns bereits heute über Interessensbekundungen aus ganz Europa freuen. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, möchten wir bis Ende 2027 unser Team von aktuell drei auf zehn Personen erweitern.

Was treibt Sie persönlich bei Visienco an?
Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie viel Potenzial Organoide in der Forschung bieten. Sie ermöglichen nicht nur bessere und personalisierte Medikamente, sondern reduzieren auch Tierversuche. Die Möglichkeit, Teil dieser Entwicklung zu sein, motiviert mich jeden Tag. Als Ingenieurin in einem Start-up lerne ich unglaublich viel – von Technologieentwicklung bis hin zu Unternehmensführung. Es ist der richtige Zeitpunkt, um etwas zu bewegen, und zwar nachhaltig.

Wie sehen Sie die Rolle der Zentralschweiz für Innovationen wie Ihre?
Die Zentralschweiz verfügt über ein enormes Innovationspotenzial. Mit Institutionen wie dem CSEM und Programmen wie Zünder besteht eine erstklassige Basis für Start-ups. Der Technopark Luzern unterstreicht diesen Standortvorteil – und bietet ideale Rahmenbedingungen, um Ideen in die Realität umzusetzen.

Visienco's orgadroid system

Wollen Sie vorne mit dabei sein?

CSEM ist stolz darauf, bahnbrechende Innovationen wie die von Visienco entwickelten zu unterstützen. Ihre hochmoderne ORGADROID-Technologie revolutioniert die biomedizinische Forschung, indem sie Hellfeldmikroskopie und Deep Learning kombiniert, um Organoide mit unvergleichlicher Präzision zu klassifizieren und zu transferieren.

Neugierig auf diese wegweisende Lösung? Besuchen Sie noch heute die Website von Visienco und entdecken Sie, wie sie die Zukunft der Organoidforschung gestalten!