12. November 2020

Moore4Medical

Organ-on-a-Chip-Systeme, implantierbare Geräte, Dauerüberwachung von Patienten – fast 70 europäische Partner aus Wissenschaft und Industrie sind beim Grossprojekt Moore4Medical beteiligt – eine gemeinsame ECSEL Initiative zur Intensivierung der Entwicklung elektronischer Medizinprodukte von morgen. Das CSEM leitet das Schweizer Konsortium.

Surgeons and patient

Als Reaktion auf den Ruf nach neuen Lösungen im Gesundheitswesen sind in jüngster Zeit mehrere vielversprechende bioelektronische Technologien und Anwendungen erschienen. Dazu gehören unter anderem eine neue Generation aktiver implantierbarer Geräte, Organ-on-Chip-Systeme (OOC) sowie Sensoren zur Patientenfernüberwachung. Ihr Ziel ist es, Krankenhausaufenthalte zu reduzieren, den Einsatz personalisierter Therapien auszuweiten und intelligente Point-of-Care-Diagnosetools weiterzuentwickeln. Der Brückenschlag zwischen vielversprechenden Medtech-Ideen und deren Entwicklung zu realen Anwendungen bleibt jedoch eine Herausforderung für die Branche.

Mit dem Ziel, diese Lücke zu schliessen und Innovationsbestrebungen zu beschleunigen, wird das Projekt Moore4Medical deshalb offene Multi-User-Technologieplattformen für den Einsatz in einer Vielzahl neuer medizinischer Bereiche entwickeln. Gemeinsam haben Philips Research und Philips Innovation Services 66 ausgewählte Partner aus Industrie und Wissenschaft aus 12 verschiedenen Ländern zusammengebracht. Ihre Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass vielversprechende bioelektronische Technologien, die durch das Projekt geschaffen werden, gleichermassen wettbewerbsfähig und attraktiv für den europäischen Markt sind. Das CSEM leitet das Schweizer Konsortium, zu dem Dyconex AGInpher SàrlInSphero AG und 3dbAccess AG gehören. Dank der Finanzierung durch das Gemeinschaftsunternehmen Electronic Components and Systems for European Leadership (ECSEL) und Unterstützung durch das EU-H2020-Rahmenprogramms, nationale Stellen wie Innosuisse sowie durch Partnerfirmen, verfügt das Projekt über ein Budget von 75 Millionen Euro. Nach der Lancierung im Sommer 2020, entwickelt sich das Projekt trotz der COVID-19-Situation dank der Organisation mehrerer virtueller Treffen zwischen den Partnern erfreulich.  

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Personalisierte Medizin und geringere Abhängigkeit von Tierversuchen

Die CSEM Forschenden werden an zwei Teilen des Projektes arbeiten. Der erste Bereich betrifft die OOC Technologie: eine Art künstliches Organ (Organoid) wird auf einem elektronischen Chip angebaut, der in der Pharma-Analytik verwendet werden kann. Diese Technologie reduziert den Bedarf an Tierversuchen und bietet gleichzeitig einen Ansatz für personalisierte Medizin.  «Davon profitieren vor allem Frauen, für die bestimmte Therapien – die in erster Linie für Männer entwickelt wurden – nicht immer ihren biologischen Eigenschaften entsprechen», erläutert Erika Györvary, die als Technologie Koordinatorin den Schweizer Teil von Moore4Medical verantwortet. Die CSEM Ingenieure und Ingenieurinnen arbeiten an smarten Verschlüssen für Mitrotiterplatten-Plattformen, wie jene die InSphero AG produziert, um den Zustand der auf den Platten gezüchteten künstlichen Gewebe kontinuierlich zu beobachten.

Das Projekt konzentriert sich ebenfalls auf die sichere, rund-um-die-Uhr Fernüberwachung der Vitalparameter von Patienten und Patientinnen nach ihrem Spitalaustritt. Um systematischen Krankenhausaufenthalten vorzubeugen, haben die Mitglieder des Moore4Medical Konsortiums mehrere tragbare Sensoren designt. Diese Sensoren erfassen den physischen/psychischen Gesundheitszustand eines Trägers oder einer Trägerin im häuslichen Umfeld und übermitteln anschliessend die Daten an externes medizinisches Fachpersonal. Zusammen mit Inpher GmbH und 3db Access AG arbeitet das CSEM an einer innovativen Plattform, welche die durchgehende Vertraulichkeit und Integrität sensibler Patientendaten entlang des gesamten Datenflusses gewährleisten wird. Die Plattform soll über verfügbare hochmoderne Sicherheitssysteme hinausgehen und fortschrittliche Technologien einsetzen, um Patienten und Patientinnen die direkte Kontrolle über ihre Daten zu ermöglichen. Sie wird für eine sichere Datenverarbeitung sorgen und in der Lage sein, ausgefeilte Angriffe abzuwehren.

Die Dyconex AG wird im Rahmen des Projektes Lösungen für die Verbindung und die Verkapselung von implantierbaren Geräten entwickeln.

Moore4Medical hat sich zum Ziel gesetzt, Elektronik-Systeme in sechs medizinischen Bereichen zu entwickeln: Implantate, Organs-on-Chips, Überwachung der Medikamenteneinnahme, Smart Ultraschall, strahlungsfreie Eingriffe sowie Fernüberwachung von Vitalparametern.

Schweizer PartnerfirmenDyconex AGInpher SàrlInSphero AG3dbAccess AG und das CSEM.

Dieses Projekt Moore4Medical wurde aus dem dem Gemeinschaftsunternehmen Electronic Components and Systems for European Leadership (ECSEL) und Unterstützung durch das EU-H2020-Innovationsprogramms im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. H2020-ECSEL-2019-IA-876190 gefördert.