Seit dem Entscheid des Berner Grossen Rates am 13. Juni 2023 bezüglich der Ansiedelung einer Abteilung des Technologie-Innovationszentrums CSEM wurde die medizinische und klinische Forschung auf dem Inselcampus aktiv vorangetrieben. Zehn neue Kooperationsprojekte mit verschiedenen Universitätskliniken und der Universität Bern wurden gestartet. Zu den bisherigen Arbeiten in der Frauenheilkunde, der Neurologie und Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus sind nun auch Projekte in Zusammenarbeit mit den Bereichen Pneumologie, Kardiologie und Chirurgie entstanden: Allen Vorhaben gemeinsam ist das Ziel, durch neue Mess-Technologien die Betreuung und Überwachung von Patienten und Patientinnen zu vereinfachen und dank künstlicher Intelligenz und Algorithmen die Ärzteschaft in der Diagnostik und der Therapie-Optimierung zu unterstützen.
An der heutigen Medienorientierung in Bern stellten die vier Partner CSEM, Kanton Bern, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern konkrete Beispiele ihrer bisherigen und zukünftigen Zusammenarbeit vor. Sie bestätigten, dass sowohl vonseiten fast aller medizinischer Abteilungen der Insel-Gruppe und zahlreichen akademisch Forschenden wie auch von verschiedenen Start-ups ein grosses Interesse an der Zusammenarbeit bestehe.
Worauf sich Betroffene freuen können
Zusammen mit der Universitätsklinik für Pneumologie des Inselspitals, Universitätsspital Bern führt CSEM aktuell zwei Studien durch, welche die Abklärung und Behandlung von Lungenkrankheiten und das kontinuierliche Monitoring von Betroffenen erleichtern sollen. Konkret geht es darum herauszufinden, ob sich der Lungenblutdruck bei Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten mit einem Gurt um den Brustkorb messen lässt. Damit müssten Patienten oder Patientinnen zum Beispiel unter anderem weniger oft ins Lungenfunktionslabor. Zwei weitere Beispiele aus den diesjährigen Projekten: Die Universitätsklinik für Kardiologie evaluiert mit einem CSEM-Team Alternativmethoden zu den handelsüblichen Klebeelektroden, die bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Und die Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Metabolismus untersucht, ob Hypoglykämie (Blut-Unterzuckerung) an der Veränderung der Stimme gemessen werden könnte.
Ausblick 2024
Bis Mitte Oktober 2023 konnten Forschende der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, neue Projektideen und Forschungsvorhaben für das Jahr 2024 einreichen. Eine Jury aus 22 medizinisch-technischen Spezialisten und Expertinnen bestimmt bis Ende November, wie die jährlich 2 Millionen Franken Forschungsmittel zugewiesen werden. Insgesamt sind 29 Projekte aus praktisch allen medizinischen Disziplinen eingereicht worden. Die Vielfalt der Gesuche zeugt vom grossen Interesse an digitalen Lösungen im Spitalbereich und unterstreicht das Erfolgspotenzial an der Schnittstelle von Medizin und Ingenieurwesen.
CSEM auf dem Insel-Campus eingezogen
Um die Zusammenarbeit unter den Teams optimal zu fördern, hat CSEM auf dem Insel-Campus Büro- und Sitzungsräume bezogen, unter anderem innerhalb des Sitem Start-up Clubs (SSC). Bereits sind 20 Mitarbeitende in die neuen Räumlichkeiten gezogen, bis 2026 soll die CSEM-Abteilung «Medtech» rund 65 Expertinnen und Spezialisten beschäftigen, davon 43 am Standort in Bern.
Berner Medtech Ökosystem trägt bereits Früchte
Die Zusammenarbeit zwischen namhaften Akteuren des Standorts Bern und CSEM besteht schon seit einigen Jahren und hat mehrere erfolgreiche Projekte hervorgebracht, wie das 2019 gegründete Start-Up machineMD in Bern. Dieser Spin-Off des Inselspitals, Universitätsspitals Bern, und der Universität Bern nutzt eine Virtual-Reality-Brille für eine vollständige, standardisierte neuro-ophthalmologische Untersuchung mit dem Ziel, die Diagnose und Überwachung neurologischer Erkrankungen zu verbessern. An der Entwicklung beteiligt waren neben CSEM auch Spezialisten und Expertinnen der Berner Fachhochschule und der Helbling Gruppe. Dieses Beispiel belegt schön das Potential der Innovationslandschaft Schweiz, wenn die verschiedenen Akteure Hand in Hand arbeiten.
Bestehende Zusammenarbeit wirkt als Katalysator
Kooperationen mit mehreren Universitätskliniken (Frauenheilkunde, Neurologie sowie Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus) haben in jüngster Zeit ebenfalls zu konkreten Ergebnissen geführt: Das Monitoring von Schwangeren und ihren Babys vor und während der Geburt wird durch ein leichtes, tragbares Elektroden-Bauchband verbessert. Für Menschen mit Epilepsie wurde eine kontinuierliche Tag- und Nacht-Überwachung mittels zweier tragbaren Systeme realisiert: Tagsüber wird das Elektrodenpaar diskret am Brillengestell angebracht und nachts in ein Kopfband integriert. Und die Aufnahme der eigenen Stimme auf dem Smartphone soll eine wichtige Rolle in der Betreuung von Patienten und Patientinnen mit Diabetes spielen. Alle Beispiele sind an der Schnittstelle «Mikroelektronik & Prototyping» / «Medizinische & Klinische Forschung» entstanden.