Die Begriffe Industrie 4.0, Internet der Dinge (IoT), Smart Factory oder Digitalisierung sind wohl schon jedem begegnet. Was genau hinter diesen Schlagworten steckt und wie diese Bereiche in den Alltag hineinspielen, ist für den Durchschnittsbürger oft weniger gut zu fassen. Dass die technologische Entwicklung aber auch vor den Toren Graubündens nicht Halt macht, zeigte der CSEMviva!-Anlass „Smart Factory – Digitalisierung in der Praxis“ am Donnerstagabend bei der Bizerba Busch AG in Trimmis. Es sind nicht nur abgehobene Forscher, die sich mit diesen Themen beschäftigen, auch Unternehmen im Alpenrheintal tun es.
Rasante Entwicklung neuer Technologien
„Noch nie war der technische Fortschritt so schnell“, sagte Harry Heinzelmann, der Chief Technology Officer (CTO) von CSEM. In seinen Ausführungen wies er u.a. auf die weitreichenden Folgen hin, welche CRISPR, die neue und einfache Technologie zur DNA-Entschlüsselung haben wird. Ebenso werde das Quanten-Computing, eine Berechnungstechnik, wo klassisches Rechnen nicht mehr hinkomme, grosse Veränderungen mit sich bringen. Bezüglich Digitalisierung zeigte er konkrete Einsatzmöglichkeiten in den Bereichen IoT, e-Health und e-Energie auf: von der energieautonomen Bildaufzeichnung über das Erfassen und Transferieren von personalisierten medizinischen Parametern bis hin zur Überwachung von Energieflussprozessen oder Windturbinen. Die Herausforderung bleibe jedoch, die Parameter richtig herauszulesen.
Die immer schnelleren Innovationszyklen waren auch im Referat von Gastgeber Dieter Conzelmann, dem CEO der Bizerba Busch AG ein Thema. „Innovationszyklen sind die Treiber für die Digitalisierung, und ohne Digitalisierung fehlen die Informationen für weitere Entwicklungen“, so Conzelmann. Die Digitalisierung und die damit einhergehenden ganzheitlichen Systeme und Geschäftsmodelle will er ganz in den Dienst seiner Kunden stellen. „Die zentrale Frage ist, welchen Mehrwert ich mit den gewonnen Daten liefern kann“, betonte er. Wenn nämlich der Kunde einen solchen bekomme, sei er auch bereit, dafür zu zahlen – eine wesentliche Erkenntnis in einem Hochlohnland wie es die Schweiz ist.
Um vorauszuschauen muss man zurückblicken
Wie schon Heinzelmann bezeichnete es auch Christian Tegel, Head of Service & Product Management Services bei der Trumpf Schweiz AG in Grüsch, als grosse Herausforderung, die richtigen Informationen aus den Geräten zu filtern und zu übertragen. Anhand eines Beschriftungs-Lasers zeigte er auf, wie man Fehler eines Geräts erkennen und dieses anhand gewonnener Daten analysieren kann. Ziel des Monitorings: Vorausschauen, wie es dem Gerät in naher Zukunft gehen werde, die Fehleranfälligkeit senken respektive Probleme frühzeitig erkennen und Produktionsausfälle vermeiden.
Auch Philipp Schmid, der Leiter Robotics & Automation beim CSEM sagte: „Um vorauszuschauen muss man zurückblicken“. In seinem Referat mit dem Titel „Predictive Maintenance mit deep Learning“ für die Industrie ging er auf Forschungsbemühungen ein, neuronale Netzwerke zu trainieren, menschliche Hirne zu kopieren und künstliche Intelligenz (KI) zu schaffen. „Noch sind wir aber weit davon entfernt, ein Hirn nachzubauen,“ so Schmid. Bei „Predictive Maintenance“ gehe es darum, Instrumente zu haben, die erkennen, wenn etwas nicht so ist wie es sein sollte, zu erfassen, was schief läuft und wie lange eine Maschine noch arbeite.
Aus dem Silodenken herauskommen
Welche grosse Relevanz die Innovation und damit die Digitalisierung für den Kanton hat, betonte auch Regierungsrat Marcus Caduff. Der Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Soziales will neben dem Stärken von Schlüsselkompetenzen und Forschungsinstituten auch die nötigen Rahmenbedingungen für die Unternehmen schaffen. Die Rolle des Kantons sei es, die verschiedenen Player zusammenbringen, „denn wir müssen aus dem Silodenken herauskommen, Lehre, Forschung und Wirtschaft besser verknüpfen und den Innovationsstandort Graubünden voranbringen“. Die von der Regierung angedachte Innovationsstrategie schaffe die nötigen Voraussetzungen dazu. Um die Innovationskraft zu stärken, ermutigte der Regierungsrat die Unternehmen der Region, die Dienstleistungen des CSEM in Anspruch zu nehmen. Das CSEM, das gemäss Philippe Steiert, dem Direktor der CSEM-Regionalzentren, eine hochwertige Technologieplattform ist und schnelle Transfers zur Industrie und so Wettbewerbsvorteile ermöglicht.